Nach viel Planung und Recherche, sowohl in diesem Forum als auch in anderen, habe ich mir eine eigene kleine Destille gebaut. Diese besteht aus:
- 10l Edelstahltopf
- 60cm Steigrohr
-50cm Liebigkühler
- Elektrische Kochplatte mit 1500 Watt
Abgedichtet wird alles mit Teflonband und selbst gepressten Teflonringen für Steckverbindungen nach @derwo.
Diese funktionieren wirklich super und sind absolut dicht, vielen Dank für diesen Tipp.
Heute war es dann endlich soweit: Die erste Maische ist durch die Destille gelaufen. Zuerst habe ich eine 18% Zuckermaische als Reinigungsbrand genutzt. Das hat auch erstaunlich gut funktioniert, alles ist dicht und der Kühler ist völlig überdimensioniert (1/4 der Leistung kühlt das Destillat auf ca. 15°C). Aus ca. 7 Liter Maische habe ich so 1 Liter hochprozentigen bekommen, den ich für künftige Reinigungen abgefüllt habe. Anschließend ging es an den ersten richtigen Brand: Eine Kirschen Maische, bestehend aus schwarzen Süßkirschen und aromatischen Wildkirschen, auch mit ca. 18% durfte in 2 Chargen durch die Destille.
Abgetrennt habe ich, anders als eigentlich geplant, rein sensorisch über Geschmack und Geruch und nicht über die Dampftemperatur, die ich sowieso nur ungefähr mit einem günstigen Digitalthermometer hätte bestimmen können. Diese Entscheidung habe ich getroffen, nachdem eindeutige Experten, wie @derwo, das Abtrennen nach Dampftemperatur den Anfängern abgeraten hatten. Falls ich da irgendetwas falsch verstanden habe und irgendwelche Unwahrheiten erzähle, tut mir das natürlich leid.
Aus 7l Maische habe ich also folgendermaßen abgetrennt: ca. 400ml Vorlauf, 1l Mittellauf und 400ml Nachlauf, von dem 200ml in den Mittellauf wanderten. Gleichermaßen verfuhr ich auch mit der 2. Charge und erhielt so ca. 2,4l Raubrand, den ich anschließend einem 2. Brand unterzog. Hier trennte ich wieder ca. 600ml Vorlauf ab (nach Geruch, sodass der stechende Lösungsmittelgeruch völlig ausblieb, lieber mehr als zu wenig), 1,2l Mittellauf und wieder 200ml Nachlauf, den ich wegen des süßen bis sauren Geschmack dem Mittellauf hinzufügte.
Alkoholmessungen habe ich mir fürs erste abgeschrieben, nachdem ich mit günstigen Refraktometern beim Brauen wenig Erfolg hatte und Dichtespindeln nach Recherche-Ergebnissen auch unzuverlässig seien.
Nun kommen wir aber endlich zu den eigentlichen Fragen, weshalb ich diesen Post auch nicht im Vorstellungsunterforum veröffentliche, sondern hier. Falls ich hier falsch bin, freue ich mich natürlich über einen Verweis in ein anderes Unterforum oder eine Verschiebung des Beitrags
Ich numeriere meine Fragen einfach mal, vielleicht erleichtert das ja das Antworten
1.) Habe ich einen grundlegend falschen Aufbau? Ist das Steigrohr zu lang; sollte noch ein Geistrohr vor den Liebigkühler?
2.) Habe ich das mit der Dampftemperatur richtig verstanden, oder sollte ich doch nach dem Digitalthermometer Abtrennen?
3.) Gibt es günstige Möglichkeiten, den Alkoholgehalt zu messen? Ist ein Refraktometer von Amazon empfehlenswert?
4.) Kommen die Abtrennungswerte so ungefähr hin? Die Angst vor Methanol und co. habe ich mir durch die hilfreichen Threads hier im Forum ein bisschen abgewöhnt, eine rest "Angst" oder zumindest Respekt vor diesen Stoffen bleibt mir aber doch.
5.) Das Hinzuschütten des Nachlaufs nach Geschmack habe ich auch aufgrund anderer Antworten hier im Forum gemacht, ist das gesundheitlich bedenklich? Der Geschmack brachte eine gewisse Süße und Säure in den Brand, die ihn durchaus direkt trinkbar machen
6.) Ich habe besonders auf Hygiene geachtet, Kirschstiele entfernt (nicht entsteint?!) und mit turbohefe vergärt. Geht vom Destillat eurer Einschätzung (ich weiß, eine Absicherung ist aufgrund fehlender Informationen natürlich nie möglich) irgendwelche gesundheitlichen Risiken aus? Die selbstgebrannten Schnäpse sollen bei mir auch wirklich nur zu besonderen Anlässen und aller höchsten 2-3 Gläschen pro Woche getrunken werden.
Wäre ein erneutes brennen mit strikter Nachlaufabtrennung empfehlenswert?
7.) Darf man vom Vor- und späten Nachlauf wenige Tropfen abschmecken, um richtig abzutrennen, oder ist das bedenklich?
Entschuldigt bitte erstmal die vielen Fragen, ich bin jedoch wirklich etwas nervös, da mir das Brennen und insbesondere auch der gesamte Arbeitsablauf wirklich Spaß macht, ich jedoch niemanden, auch nicht mich selbst, gesundheitlich gefährden will.
Auch wenn ich viele Vorurteile gegen Selbstgebrannten durch die ganzen bestehenden Threads ablegen konnte, wäre ich froh, wenn ihr mir meine Fragen beantworten könntet, da ich dieses Hobby gerne auch in Zukunft weiterführen wollen würde. Zum Thema Destillenbau und auch zu vielen anderen Unterthemen habe ich mir fast jeden Thread durchgelesen, mir bleiben jedoch immer noch die oben gestellten Fragen, die mir nicht aus dem Kopf gehen.
Ich freue mich über jede Antwort und Hilfe!
Viele Grüße,
Alkfred.